Ich war auf der Gamescom 2009. Noch nie zuvor war ich jemals auf einer Messe gewesen.
Ich ging am Sonntag, dem letzten Tag der mehrtägigen Messe. Von dem enormen Besucherandrang hatte ich bereits im Vorfeld gehört, doch dass er derart gewaltig ausfallen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Wo erlebt man es zum Beispiel, dass man Schlange stehen muss, um eine gewöhnliche Treppe hochzugehen?
Nun, ich ging also in die erste Halle und fast traf mich der Schlag. Lärm, nichts als Lärm. Es war so laut, dass man sich in jedem Winkel von jeder Halle anbrüllen musste. Musik; Durchsagen; Menschen, die exstatische Choräle von sich gaben; Spieletrailer, die in maximaler Lautstärke über Videoleinwände flimmerten und und und. Überhaupt war es eine Veranstaltung, die sämtliche Sinne auf das höchste beanspruchte. Lärm für die Ohren; bunte Stände, Lichter für die Augen; Gerüche von fremdartigen Parfumfs, Duschutensilien und Schweiß; und schließlich, aufgrund der Menschenmenge, Körperkontakt. Definitiv keine Veranstaltung für Sozialphobiker. Aus psychiatrischer Sicht gesehen der perfekte Platz zum Dekompensieren und zum Aufbrechen von Psychosen. Neurologisch gesehen definitiv die Hölle für Epileptiker.
Man sieht: Die Messe war Entertainment pur und auch völlig darauf ausgelegt. Leider gerieten so die Informationen etwas in den Hintergrund. Beispielsweise hätte ich gerne mehr Infos zu neuen PlayStation 3 Slimline erhalten, die ab 1. September für 299€ zu haben ist (Diese Infos habe ich aus dem Internet und nicht von der Messe). Sicherlich gab es solche Infos im Business Bereich, zu dem man als Normalbürger leider keinen Zutritt hatte.
Was mir neben dem Lärm als nächstes ins auffiel, waren die enormen Massen an Merchandising Produkten und Infomaterial zu den diversen Spielen und deren Entwicklern. Ich muss sagen, kreativ sind sie. Da gab es gewöhnliche Flyer, Demos, kostenlose Zugänge zu Spielen, Plastikschwerter zum aufblasen, Mundschutze von Bioshock 2, Masken, Plastikfiguren, Schlüsselanhänger, Tischtennisbälle, Aufkleber, Taschen, Grafikkarten (zu gewinnen), Sticker, freakige Brillen und noch vieles mehr. Und letztendlich gab es auch heiß begehrte T-Shirts. Was waren das für Szenen, die sich da abgespielt haben. Die Leute, wie ausgehungerte Tiere standen sie um die Menschen, die diese Artikel ausgegeben haben. Diese warfen die Sachen in die kreischenden Mengen und stachelten sie immer wieder zu kollektiven Ausrufen der Entwickler an. "U-bi-Soft" oder "N-C-Soft" oder "Sa-phire" undsoweiter. Damit auch jeder den Entwickler hinter dem Spiel behält.
Ich stand mitten drin. Ich habe mich allerdings nicht an den Sprechchören beteiligt, war mir irgendwie zu albern, sondern wartete mit verschränkten Armen darauf, dass mir die Artikel vor die Füße geworfen wurden. Ok, hin und wieder hab ich meinen trägen Körper bewegt, um T-Shirts zu ergattern. Meine Beute war aufgrund meiner mangelnden Motivation nicht so hoch, aber dann und wann hatte ich doch etwas Glück. Im Moment sitze ich hier in einem Aion-T-Shirt und schreibe diese Zeilen.
Nun ja, ich schweife ab. Auf jeden Fall waren da diese unmengen an Flyern und Katalogen und anderem Papierkram. Die Hallen sahen aus wie Schlachtfelder. Überall lag dieses Zeug rum. Mich hat's ja nicht gejuckt, aber ich musste immer an die Leute denken, die diesen Müll aufsammeln mussten. Am schlimmsten waren wahrscheinlich die Sticker, die zu tausenden auf dem Boden klebten.
Ich komme nochmal aufs Inhaltliche zurück: Es gab wahnsinnig viel zu sehen. Völlige Überforderung. Ich konnte mich nicht mit ausgiebigem Spielen befassen oder ewig für Trailer ab 18 oder 16 anstehen. Ich kam morgens um 9.00 und ging um 18.00 Uhr. Die Zeit hat nicht gereicht. Zumindest nicht, wenn man da ist, um Spiele zu testen. Hin und wieder habe ich es natürlich gemacht. Das ging erstaunlich gut ob der großen Menschenmenge. Enttäuscht war ich von den Spielen von Konami. Was sich da noch in der ENtwicklung befindet sehe ich jetzt bereits vor meinem geistigen Auge in den Spielezeitschriften mit "Flop des Tages" oder so.
Á propos Konami. Da erwischte mich doch ein Hauch von Wehmut, als ich auf der Konamibühne den Moderator Colin Gäbel von GIGA sah. Ach, was waren das Zeiten. Immerhin machen die ja jetzt eine abgespeckte Version via Internet-TV.
Um einige Spiele wurde wenig Tamtam gemacht, um andere dafür umso mehr. Zum Beispiel das Spiel "Risen". Eine wahnsinnige Bühne mit viel Aufgebot. Ich hoffe, es hat sich gelohnt. Das Spiel sieht interessant aus (kann nicht viele Infos dazu geben, da man ewig anstehen musste, um es spielen zu können, und ich keine Zeit hatte.) Aber das, was ich mitbekommen habe, das hörte sich gut an.
Im Vordergund standen Musikspiele. Etliche Guitar-Hero und Gesangsspiele gab es auszuprobieren. Scheint im Moment echt Trend zu sein. Doch als ich dann Lego Rock Band sah, wurde es mir zu viel. Irgendwann ist genug, oder?
Was mich wütend gemacht hat, war ein Stand der Bundeswehr. Man hat sich wahrscheinlich gedacht: Da gehen so viele Jungs aus unserer Zielgruppe hin, da können wir bestimmt den ein oder anderen werben. Viele spielen "Killerspiele", da will doch bestimmt der ein oder andere zum echten Killer werden.
Da hatte der Bund einen Stand mit einem eindrucksvollen gepanzerten Fahrzeug stehen. Wie es heíßt weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. Da konnte man sich dann reinsetzen und hübsch ein Foto machen. Die Familien der gefallenen Soldaten in Afghanistan können darüber wahrscheinlich nur den Kopf schütteln.
Ich finde es eine Unverschämtheit, auf einer solchen Veranstaltung Kinder und Jugendliche auf den Krieg ähh... den Beruf bei der Bundeswehr heiß zu machen. Eindeutig ein Minuspunkt.
Mein Fazit: Ein Tag reicht nicht, man braucht mindestens zwei Tage, um alles zu sehen.
Viele interessante Spiele, aber keine wirklichen Überraschungen, von denen man als Zocker nicht vorher schon etwas gehört hatte.
Etwas mehr Infos, ein paar kompetente Ansprechpartner hätten dem ganzen bestimmt gut getan. Sicherlich war das so im Business-Bereich. Aber da kommt man ja, wie gesagt, nicht hin.
Nehmt euch nächstes Jahr etwas zu Essen und zu Trinken mit. Eine solche Messe macht den relativ günstigen Eintrittspreis mit Nahrungsmitteln um ein vielfaches wett. Aber das wusste ich vorher, habe deshlab daran gedacht. Ich sage nur: Eine Portion "Penne" für 7,90€. Der Hammer.
Sehr abwechslungsreiches Stände, gutes Programm, lustige Ideen zur Vermarktung.
Zu laut, zu schrill, zu kapitalistisch. Nichts für jeden.
Ich werde nächstes Jahr wieder hinfahren, ich kann es allen Zockern empfehlen.
Die Gamescom 2010 findet statt vom 18. bis 22. August 2010